Nachstehend werfen wir einen Blick auf neun Punkte, die bei Poker-Gewinnen eine Rolle spielen. Nach dem Lesen des Artikels magst du zwar noch kein Gewinner sein – sehr wohl aber hast du hilfreiche Anhaltspunkte bekommen, an denen du dich orientieren kannst: Um besser zu werden, Schwächen auszubügeln und den Gegnern ein Schnippchen zu schlagen.
1. Die Poker Spieltheorie begreifen
Als erstes solltest du verstehen, wie Poker überhaupt funktioniert. Wie stehen sich die verschiedenen Hände mathematisch gegenüber? Wie oft gewinnt ein Paar Asse gegen Bube-Zehn suited? Was ist eine Made Hand, was ein Draw? Du musst verstehen, welches Ziel eine Bet verfolgt oder warum du ein Raise anbringst. Wenn du all diese unterschiedlichen Begrifflichkeiten beherrscht, hast du schon mal einen wichtigen Grundstein gelegt.
2. Entscheide dich für ein Spiel
Entscheide dich für ein Spiel und versuche dieses zu 100 % zu beherrschen. Gemeint ist damit nicht nur die Entscheidung zwischen No-Limit Hold’em oder Pot-Limit Omaha. Auch die Frage, ob du vorrangig Cashgames oder Turniere (reguläre Multi-Tisch-Turniere oder Sit ’n Gos) spielst, ist idealerweise im Vorfeld zu klären. Cashgames werden anders gespielt als Turniere. Am Cashgame-Tisch kannst du dich mit einem neuen Stack einkaufen, wenn du alle Chips verlierst. Im Turnier ist das nicht ohne weiteres möglich. Halte dich an deinen Plan – die meisten Profis gehen den gleichen Weg.
3. Lerne, die richtigen Karten zu spielen
Finde heraus, welche Hände in welchen Positionen zu spielen sind. Zum Beispiel ist es in früher Position empfehlenswert, auf ein tightes Spiel zu setzen. Hinter dir sitzen fünf oder mehr Spieler, die eine bessere Hand haben oder zu einem Bluff-Raise ansetzen können. In späterer Position kannst du wiederum mehr Hände eröffnen, weil das oft eine lukrative Möglichkeit ist, die Blind-Einsätze ohne Gegenwehr einzusammeln. Du solltest also ein Verständnis dafür entwickeln, welche Stärken Ass-Zwei suited gegenüber Ass-Sechs offsuit hat.
4. Erkenne deine Schwächen und arbeite an ihnen
Verwende eine Tracking-Software (sofern die Pokerseite den Einsatz solcher Programme erlaubt) und wirf einen ehrlichen Blick auf deine Hände. Halte vor allem nach Händen Ausschau, in denen du unsicher warst. Welche Optionen stehen zur Auswahl – und was kannst du beim nächsten Mal besser machen? Kannst du diese Fragen nicht zufriedenstellend beantworten, ist die Anmeldung in einem Poker-Forum anzuraten. Oft haben Nutzer dort die Möglichkeit, Hände zur Diskussion zu stellen.
Gibt es Problembereiche, an denen du arbeiten solltest? Suche nach Leaks in deinem Spiel und stopfe sie. Wenn du dauerhaft verlierst, solltest du nach dem Grund suchen und einen Weg finden, dein Spiel auf Vordermann zu bringen. Verlieren ist keine Schande – Schwächen zu ignorieren dagegen schon.
5. Sei unberechenbar
Verschleiern ist das A und O. Lass nicht zu, dass andere Spieler auf deine Hand schließen können. Du solltest deine Gegner an der Nase herumführen, sie hängen und raten lassen, sie zu Fehlern zwingen. Verschleiern kannst du die Stärke deiner Hand wie folgt:
- Wähle bei einem Raise immer das gleiche Sizing – unabhängig davon, welche Hand du ausgeteilt bekommen hast. Mit einem Paar Asse ist die Versuchung groß, alles daran zu setzen, den Gegner in der Hand zu behalten. Gehst du dabei offensichtlich vor – indem du etwa zu auffälligen Sizings greifst – kann sich das rächen.
- Spiele nach dem Flop viele Hände auf die gleiche Art und Weise. So weiß dein Gegner nie, welche Karten ihm zum Nachteil gereichen. Hast du deine Hand wie einen Flushdraw gespielt, ohne einen Flushdraw zu haben und am River taucht eine Karte auf, die einen Flush möglich macht, ist ein Bluff oft von Erfolg gekrönt.
- Spiele starke und schwache Hände gleich. Dein Gegner sollte auf Grund deiner Sizings nicht darauf schließen können, ob du eine starke Made Hand oder einen Draw hast. Kleine Bets stehen bei schwachen Gegnern oft für schwache Hände. Diesen Umstand kannst du ausnutzen: Platziere eine schwache Bet und fordere den Gegner gewissermaßen dazu auf, zum Raise zu greifen.
- Zeig deine Karten nicht, wenn du nicht musst. Nach einem gelungenen Bluff verspüren Spieler nicht selten den Drang, den Erfolg mit den anderen am Tisch teilen zu müssen. Lass dich davon nicht anstecken. Wenn du dem Gegner deine Karten zeigst, gibst du kostenlos Informationen preis. Informationen haben einen Preis, den der Gegner hätte zahlen können. Die anderen am Tisch über deine Spielweise im Unklaren zu lassen, kann sich als äußerst profitabel erweisen.
6. Triff eine kluge Tischauswahl
Die Tischauswahl ist ein entscheidender Faktor. Halte dich an folgende Punkte, um dich stets an die bestmöglichen Tische zu setzen:
- 1. Informiere dich über die Rake-Gebühren, die du für gespielte Hände zu entrichten hast. Entscheide dich für Pokerseiten mit niedrigem Rake und setze dich im nicht virtuellen Casino nur an Tische mit niedrigem Gebührenanteil.
- 2. Verschaff dir einen Überblick darüber, wie die anderen am Tisch spielen. Hast du mit den Gegnern bereits gespielt? Wenn du weißt, dass sie besser sind als du, solltest du das Weite suchen. Es gibt keine Auszeichnung für Wagemut.
- 3. Entscheide dich für einen Tisch mit Spielern, für die der Spaß im Vordergrund steht. Nicht alle Spieler sind beim Pokern auf Geld aus. Manche betreiben Poker als Hobby, betrachten es als Entertainment-Angebot (ähnlich wie den Gang ins Kino) oder haben Spaß am kompetitiven Miteinander.
- 4. Spiele nur auf sicheren Pokerseiten. Es ist ärgerlich, Poker Gewinne nicht ausgezahlt zu bekommen, weil ein Anbieter zu den schwarzen Schafen der Branche gehört.
7. Beobachte deine Gegner und lerne von ihnen
Von seinen Gegnern lernen, heißt beim Pokern Gewinnen lernen. Behalte deine Kontrahenten im Auge und analysiere ihre Spielweise. Reagiere entsprechend und nutze dein Wissen zu deinem Vorteil. Finde heraus, wie aggressiv die Spieler untereinander sind. Was du außerdem machen kannst:
- Merke dir, welche Spieler welche Hände am Showdown zeigen. Dadurch kannst du Rückschlüsse darauf ziehen, wie loose ein Spieler ist.
- Merke dir auch, wenn ein Spieler eine Hand gespielt hat, die keinen Sinn ergibt. Überprüfe später, ob dein Eindruck berechtigt war. Möglicherweise ist dir während der Session einfach nicht klar gewesen, was den Gegner zu seinen Entscheidungen bewogen hat.
- Ist ein Spieler am Tilten? Wie leicht ist ein Spieler auf 180 zu bringen? Erkennen zu können, wann ein Spieler dem Tilt anheimgefallen ist, birgt Vorteile. Tiltende Spieler machen oft großzügige Geldgeschenke. Benebelt vom Tilt treffen sie kostspielige Entscheidungen, zu denen kein klarer Kopf in der Lage wäre.
- Fang an, in Ranges zu denken. Eine Range ist die Bandbreite an Händen, die ein Spieler haben kann. Die Spielweise nach dem Flop lässt viele Hände wahrscheinlicher erscheinen als andere. Vernünftige Ranges anzunehmen, erleichtert die Entscheidungsfindung enorm. Durch Bets, Raises oder Tells auf die Hand des Gegners zu schließen, ist im Grunde Hand-Reading. Profi-Spieler sind exzellente Hand-Reader.
Tells nehmen in Kinofilmen zum Thema Poker oft eine tragende Rolle ein, dabei werden sie hoffnungslos überschätzt. Intelligente Spieler sind in der Lage, Tells vorzutäuschen. Auch der beste Tell ist nicht verlässlich, wenn der Gegner die Spielsituation falsch einschätzt. In diesem Zusammenhang ist Levelling ein wichtiges Stichwort. „Level“ bezeichnen zunächst einfach nur die verschiedenen Ebenen, auf denen Poker gedacht wird:
- Level 1: Welche Hand habe ich?
- Level 2: Welche Hand hat mein Gegner?
- Level 3: Was glaubt mein Gegner, was ich habe?
- Level 4: Was glaubt mein Gegner, was ich glaube, was er hat?
Theoretisch können die Levels unendlich lange weitergesponnen werden. Sinnvoll ist das nicht. Idealerweise denkst du immer auf dem nächsthöheren Level als dein Gegner. In der Praxis klappt das nicht immer. In diesem Fall ist von Levelling die Rede.
8. Halte es einfach
Lass dich nicht von Tilt in die Irre führen oder von der Informationsflut ersticken. Erinnere dich an die Grundlagen und spiele die Hände so, wie du es gelernt hast. Bis zu einem gewissen Limit ist Poker mit einfachen Mitteln zu schlagen. Auf den High-Stakes mag GTO („game theory optimal“) ein Thema sein. Gemeint ist damit eine spieltheoretisch korrekte Spielweise, die zum Ziel hat, unexplotaible zu sein. Das heißt, dass der Gegner keine Schwächen ausnutzen kann, weil es keine Ansatzpunkte gibt. Auf den niedrigen Stakes sind die Gegner aber ohnehin nicht darauf aus, Schwächen zu erkennen, geschweige denn sie auszunutzen.
Halte den Gameplan einfach und verfolge rigoros deine Strategie. Natürlich kann die Poker Strategie überarbeitet werden – sie ist nicht in Stein gemeißelt. Die Arbeiten am Gameplan werden jedoch abseits der Tische erledigt, nicht während des Spielens. Während der Session musst du die Tische im Blick behalten.
9. Spiele nur, wenn dir auch wirklich danach ist
Du solltest immer darauf abzielen, dein bestes Spiel abzurufen. Du solltest dich nie mit weniger als dem Bestmöglichen zufriedengeben. Im müden oder betrunkenen Zustand zu spielen, ist ein verheerender Fehler mit unberechenbaren Folgen. Abgelenkt zu sein – weil private Faktoren wie die Familie oder Arbeit Stress hervorrufen – ist einem guten Pokerspiel ebenfalls abträglich.
Solltest du merken, dass du spielst, obwohl du nicht spielen solltest, ist nur eines zu tun: Hör auf! Erkennst du während einer Session, dass du keine vernünftigen Entscheidungen triffst oder dich von verlorenen Händen zur Weißglut treiben lässt, solltest du auf keinen Fall weiterspielen.
Fazit
Die obigen Tipps und Tricks bilden ein Fundament, auf dem du aufbauen kannst. Wenn du fleißig an deinem Spiel arbeitest, kannst du in relativ kurzer Zeit zu den besseren Spielern gehören. Heute ist es so leicht wie nie, sich Pokerwissen anzueignen, weil alle wesentlichen Informationen kostenlos zugänglich sind. Also, gutes Gelingen!
FAQ
Hältst du dich streng an die oben beschriebenen Poker Tipps und triffst die richtigen Entscheidungen, kannst du beim Online Pokern gewinnen. Wichtig ist, dich auch nach dem Lesen dieses Artikels weiterzubilden. Auf YouTube kursieren inzwischen dutzende kostenlose Trainings-Videos, die dir zu neuen Erkenntnissen verhelfen.
Indem du regelmäßig über Poker nachdenkst. Solltest du eine Tracking-Software verwenden, folgt auf jede Session die Analyse. Analysiert werden schwierige Situationen, in denen die Zeitbank nicht ausgereicht hat, alle Situationen durchzuspielen. Vielleicht warst du am Final Table eines Turniers mit einem ICM-Spot überfordert. Indem du diese Situationen gedanklich durchspielst, schulst du dein Poker-Verständnis und machst immer weniger Fehler.
Grundsätzlich kannst du beim Pokern konstant Erfolge einfahren, wenn du gegen schwächere Spieler spielst. Es gab noch niemanden, der beim Spielen gegen viel bessere Spieler hohe Gewinne zu verbuchen gehabt hätte. Das Geld kommt immer von Spielern, die mehr Fehler machen als man selbst. Varianz und Glück spielen kurzfristig eine Rolle – wer aber spieltheoretisch besser spielt als die anderen, ist langfristig immer erfolgreich.
Fakten gecheckt von Niklas Berger, 10+ Jahre Erfahrung